Sonntag, 4. Oktober 2009

Die "unterschlagene Enzyklika"

Enzyklika «Humani Generis Unitas»

Da dies ein längerer Blogeintrag wird, hier vorab eine KURZFASSUNG:

Der Entwurf der im Juni 1938 von Pius XI. dem Jesuiten John LaFarge in Auftrag gegebenen Enzyklika gegen Rassismus und Antisemitismus war im September fertiggestellt und dem Jesuitengeneral Wladimir Ledochowski in Rom übergeben; dieser leitete den Entwurf aber erst Ende Januar an den Papst weiter, wenige Wochen vor dessen Tod am 10. Februar 1939; es ist ungewiss, ob Pius XI. den Entwurf überhaupt jemals gelesen hat, geschweige denn, ob er ihn gesamthaft gutgeheissen hätte.

Die Entzyklika wurde unter seinem Nachfolger Pius XII. nie veröffentlicht, die Öffentlichkeit erfuhr erst 1973 davon, als die englische Fassung des Entwurfes in den USA wiederentdeckt wurde.

Nebst einer Verurteilung der Judenverfolgungen finden sich im Entwurf auch ausgesprochen judenfeindliche Passagen, die aber nicht LaFarge, sondern seinem Jesuitenkollegen Gustav Gundlach zugeschrieben werden, welcher bereits ähnliche Artikel verfasst hatte (z.B. im "Lexikon für Theologie und Kirche" 1930).
Gundlach aber wurde von Ledochowski, selbst Antisemit, zur Mitredaktion herangezogen.

Auch diese Ereignisse um die "unterschlagene Enzyklika" zeigen, welch starke "kircheninterne" Strömungen gegen Pius' XI. Bemühungen am Werk waren.

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