Sonntag, 4. Oktober 2009

Der Papst, der nicht geschwiegen hätte


Im Gegensatz zu seinem Nachfolger, Pius XII. (der Papst, der geschwiegen hat), hätte Pius XI. sehr wohl seine Stimme zur Judenverfolgung und zum Holocaust erhoben - wenn er nicht im Februar 1939 gestorben wäre. In Ansätzen (und nicht nur) tat er dies bereits 1938. Hatte er anfangs den Faschismus - wohl vor allem als Bollwerk gegen den Bolschewismus - befürwortet, so distanzierte er sich gegen Ende seines Pontifikats immer mehr vom Faschismus und von Hitler. Aber er wurde von "Gegenströmungen" innerhalb der römischen Kurie, allen voran durch Eugenio Pacelli (dem späteren Pius XII.) daran gehindert, die das "gute" Verhältnis zu Nazi-Deutschland nicht trüben wollten - um keinen Preis.

Ernst von Weizsäcker, damaliger Botschafter des Dritten Reiches beim Heiligen Stuhl - also jemand, der wohl etwas von den vatikaninternen Geschehnissen und Strömungen wusste, schrieb in seinen Memoiren:

«Wenn Pius XI. länger gelebt hätte, wäre es gewiss zum öffentlichen Bruch gekommen
[mit Hitler und den faschistischen Regimes]»

Quelle (ital.): Giovanni Miccoli, der an der Uni Triest Geschichte des Christentums lehrt, in einem Radiointerview vom 2. April 2009; Titel der Sendung: "Pio XI. Un papa solo contro i totalitarismi" ("Pius XI. Ein Papst alleine gegen den Totaliarismus"); das Audio funktioniert leider nicht mehr.

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